Am 20. Mai ist der World Organizing Day, der Internationale Tag des Ordnungschaffens. Daraus entstand das Pro Bono-Projekt.
Aus diesem Anlass haben bereits zum zweiten Mal Ordnungscoaches aus dem DACH-Raum ihre Arbeitszeit an Menschen verschenkt, die sich ein Coaching momentan nicht leisten können. Aber gerade in schwierigen Lebensphasen oder wenn man an einer Krankheit leidet bleibt nicht viel Energie für die häusliche Ordnung. 2024 haben deshalb über 100 Ordnungsexpertinnen über 600 Stunden im Wert von fast 50‘000.- verschenkt.
Auch ich habe mich beteiligt und 6 Stunden bzw. einen Ordnungscoach-Tag verschenkt. Ich habe einige Anfragen erhalten, aber schon die erste Mail hat mein Herz berührt und auch die Art und Grösse des Projekts und die Person dahinter hat gepasst. Über meine Zusage war Monika total begeistert und wir haben in einem stündigen Telefongespräch den Tag besprochen aber auch schon viel Persönliches ausgetauscht.
Projekt
Das Projekt war das Aufräumen eines Reduits. So habe ich es angetroffen:
Klassischerweise bewahrt man in einem Reduit Putzsachen, Bügeleisen, Lebensmittel- und Kosmetikvorräte, Recyclingboxen, Tragtaschen und Werkzeug auf. All das habe ich hier auch vorgefunden, plus einen vollen Schuhschrank.
Vorgehen
Aus Platzgründen haben wir nicht das gesamte Reduit aufs mal ausgeräumt, sondern Regal für Regal die Sachen aus dem Reduit getragen und auf dem Esstisch ausgebreitet. Diesen haben wir vorher mit einer Plastikabdeckung geschützt, damit das schöne Holz keinen Schaden nahm. Vorsorglich haben wir zwei Kartons für Gegenstände zum verschenken und spenden bereitgestellt und einen grossen Abfallsack. Monika meinte zwar: „Ein 60 Liter-Sack ist wohl zu gross!“, aber sehen Sie sich dann die Foto am Schluss an…
Monika wollte spontan mit den Reinigungsmitteln beginnen. Man könnte auch oben links beginnen und sich systematisch durcharbeiten. Oder Sie beginnen mit den Sachen, die Sie sowieso schon lange entsorgen wollten oder an denen Sie emotional nicht hängen.
Die Putzmittel waren teilweise mehrfach vorhanden. Meinen Tipp, aus Platzgründen möglichst wenig Vorräte zu halten, hat Monika sich zu Herzen genommen. Wenn Sie auch verführt werden, bei 3 für 2-Angeboten zuzugreifen, überlegen Sie sich vor dem Kauf zum Beispiel eines Shampoos:
- Wasche ich mir die Haare so häufig, dass das Shampoo innert nützlicher Frist aufgebraucht werden kann?
- Mag ich den Duft oder die Wirksamkeit so gerne, dass es mir nicht verleidet?
- Wie gross ist die Geldersparnis wirklich, was ist normalerweise der Einzelpreis?
Es gibt nämlich nicht nur für Lebensmittel empfohlene Verbrauchsdaten, sondern auch für Putzmittel und Kosmetik. Alles kann schlecht werden und muss dann weggeworfen werden. Es gibt auch Düfte, die einem verleiden, die Haut braucht plötzlich andere Produkte oder eine Creme löst sogar eine Allergie aus.
Und Geld verdient der Lieferant sowieso, Lagerfläche ist teuer und mit einem höheren Umsatz zahlt sich die kleine Preisreduktion allemal aus. Nicht selten werden bei Sonderangeboten Fantasiepreise angegeben, so teuer war das Produkt im regulären Verkauf gar nie. Aber wir füllen unseren Stauraum zuhause und verlieren deshalb gerne die Übersicht über unsere Vorräte und kaufen dann Sachen doppelt oder dreifach (Stichwort WC-Papier während Corona…).
Monika hat sich schnell von einigen Reinigungsmitteln getrennt, die sie nie benutzt hat oder die nie gar nicht mag. Einige angebrochene Flaschen konnte sie zusammenleeren. Sie können bei diesem Prozess auch gleich alte Putzlappen entsorgen oder Puristen füllen die Mittel in einheitliche Flaschen um. Wir konnten am Schluss alle Reinigungs- und Waschmittel nach Kategorien geordnet wieder in durchsichtige Boxen stellen, die Beschriftung hat Monika später noch angebracht.
Einiges kam in dem Reduit zum Vorschein, von dem Monika gar nicht mehr wusste, dass sie es besitzt. Diese Sachen wurden entweder in den Raum gebracht, wo sie ge- oder verbraucht werden und vieles wurde auch grosszügig aussortiert. Über einige Funde war sie richtig glücklich!
Die Getränkevorräte haben wir auf deren Haltbarkeit geprüft, ein kleiner Teil wurde zum sofortigen Verbrauch oder zum verschenken in die Küche getragen. Einen neuen Platz haben die Flaschen dann in Boxen gefunden, in denen die gleichen Getränke hintereinander gestellt wurden. So hat man den besten Überblick, was sich im Vorrat befindet. Falls Sie einige Vorräte nicht so schnell verbrauchen, stellen Sie die ältesten Flaschen oder Dosen zuvorderst hin, wie es auch die Lebensmittelläden handhaben.
Da die Energie am Nachmittag nach einer feinen Mahlzeit noch voll vorhanden war, haben wir uns den Schuhschrank vorgenommen. Die Schuhe lagen übereinander und die Übersicht war nicht mehr da. Viele Paare wurden gleich entsorgt, entweder waren sie abgelaufen oder nicht mehr bequem. Auf meine Standardfrage, ob noch an einem anderen Ort Schuhe lagern, zeigte Monika mir die Garderobe mit weiteren Schuhen, die aber im häufigen Gebrauch sind.
Wenn immer möglich, sollten Ihre Besitztümer ja am gleichen Ort zusammen aufbewahrt werden, aber in diesem Fall bietet das nahegelegene Reduit ein guter Ausweichort. Und allzu streng sollte man mit sich nicht sein, was die Ordnung betrifft, solange man guten Zugang zu seinen Sachen hat und die Übersicht behalten kann.
Ein Teil des Reduits blieb unbesehen, da in diesen Boxen Stoffe gelagert sind, die regelmässig vernäht werden.
Ergebnis
So sieht das Ergebnis aus:
Auf den ersten Blick sieht es nicht spektakulär aus, aber es steht jetzt Gleiches bei Gleichem, sortiert in Boxen, jede Kategorie hat seinen festen Platz und auf dem kleinen Schubladenmöbel stehen keine Putzmittel mehr. Im Schuhschrank kann man wieder alle Schuhe direkt sehen und herausnehmen.
Mir ist es bei meinen Coachings wichtig, dass nicht vorher schon ganze Organizer-Systeme gekauft werden, sondern dass wir vorhandene Behälter (wieder)verwenden. Es kann nämlich durchaus sein, dass das gewählte Aufbewahrungssystem sich doch nicht ganz bewährt und man nochmals umräumt. Erst wenn die Ordnung Bestand hat, können Sie sich nach Belieben neue Behälter leisten und schön beschriften.
Und hier noch die Sachen, die ins Brocki gehen und der volle 60-Liter-Sack:
Meine Pro Bono-Kundin Monika war jedenfalls sehr zufrieden über das Ergebnis und vor allem, dass die Arbeit, die sie schon lange vor sich her geschoben hat, mit mir zusammen leicht von der Hand ging und sogar ein bisschen Spass machte. Ich durfte mich dafür über ein schönes selbstgenähtes Täschli freuen, vielen herzlichen Dank nochmals 🙂
(Falls Ihnen das auch so gut gefällt, schicke ich Ihnen gerne die Kontaktdaten der Herstellerin.)
Und nicht vergessen, wenn man einen ganzen Tag aufräumt: sich immer mal wieder hinsetzen, Pausen machen, vielleicht kurz an die frische Luft gehen, etwas essen und viel trinken 🙂
Wenn Sie auch möchten, dass Sie ein Aufräumprojekt endlich anpacken und mit Leichtigkeit erledigen können: mit mir zusammen gelingt es Ihnen bestimmt und Sie werden sich danach erleichtert fühlen!
Lesen Sie auch noch meinen Blog, wie ein Projekt mit einem Ordnungscoach gegliedert ist: Was ist eigentlich ein Ordnungscoaching?
Ihre Karin Treichler