Sind Sie eine Sammlerin/ein Sammler und Ihre ganze Wohnung ist voller Möbel und Gegenstände? Sie möchten sich eigentlich von einigen Sachen trennen, aber das Loslassen fällt Ihnen schwer? Hier erfahren Sie, was mögliche Gründe dafür sein können.
Konsum ohne Ende
Wir leben in einer Konsumgesellschaft, fast alles ist online rund um die Uhr verfügbar und die Preise für viele Dinge sind in den letzten Jahrzehnten gesunken. Shoppen, ob in der Stadt oder online, ist ein beliebter Zeitvertreib und macht viele Menschen durchaus glücklich. Es kommt aber vielfach der Moment, wo man sich in der Wohnung umsieht und sich sagt: „Ui, ich habe wirklich zu viele Sachen, die herumstehen und die Schränke verstopfen!“
Wenn dieser Leidensdruck da ist, beginnen viele, wahllos Sachen in den Keller zu stellen, in Kisten zu verstauen oder Freunden anzubieten. Einfach Sachen wegzuwerfen, können sich viele im Sinne der Nachhaltigkeit nicht mehr vorstellen.
Argumente gegen das Loslassen
1. Es war ein Erbstück oder Geschenk
Die von der Tante geschenkte Vase müssen Sie im Wohnzimmer stehen haben, obwohl Sie Ihnen überhaupt nicht gefällt, aber man weiss ja nie, wann die Tante zu Besuch kommt und ausruft: „Wo ist denn die schöne Vase, die ich dir geschenkt habe?“ 😉 Von Ihrem Grossvater haben Sie eine umfangreiche Lyrik-Bibliothek geerbt mit der Aufforderung, die Sammlung weiterzuführen.
Sie haben weder an dem einen noch an dem anderen Erbe und Geschenk Ihre Freude und möchten es gerne sofort loswerden, aber die damit verbundene Verpflichtung hindert Sie daran. Aber: die Sachen sind jetzt in Ihrem Besitz und in Ihrem Leben und somit können Sie damit machen, was Sie wollen! Geben Sie die Vase weg und halten Sie es aus, wenn Sie die Tante danach fragt, was sie vermutlich gar nicht machen wird. Und die Lyrik-Sammlung findet online vielleicht noch Abnehmer, anderenfalls kommt sie ins Altpapier, wie genau, lesen Sie hier: Sich von Büchern trennen – 7 professionelle Tipps einer Bibliothekarin
2. Es war teuer
Ein schönes Kleid, das Sie speziell für eine Hochzeit gekauft haben und für das sich keine weitere Gelegenheit zum Tragen findet, hängt im Mottenschrank im Keller. Aber weggeben kommt nicht infrage, es hat so viel gekostet, irgendwann tragen Sie es schon nochmal.
Sie sitzen im Theater auf teuren Plätzen aber das Stück ist so langweilig, am liebsten würden Sie aufstehen und gehen. Aber dann hätten Sie ja für 30 Minuten Anwesenheit zu viel bezahlt, Sie sitzen die teuren Minuten lieber noch ab.
Zwei Beispiele, die im erhellenden Buch von Rolf Dobelli Die Kunst des klaren Denkens als Sunk Cost Fallacy beschrieben werden: das investierte Geld ist im Moment des Kaufes weg, wenn Sie das Kleid nicht mehr können und das Theaterstück nicht abgesagt wird, gibt Ihnen niemand mehr die Investition zurück. Sie können sich also nur noch entscheiden, was Sie jetzt damit tun:
Das Kleid können Sie versuchen zu verkaufen oder bringen es an eine Tauschbörse und das schlechte Gewissen wird Sie nicht mehr plagen, wenn Sie den Mottenschrank öffnen.
Laufen Sie aus dem Theater und geniessen Sie den freien Abend bei einem Spaziergang oder einem guten Film zuhause.
3. Es reut mich wegzuwerfen
Das ist in Zeiten der Nachhaltigkeit grundsätzlich löblich. Es gibt ein Aber: Die meisten Menschen haben schon eine gut eingerichtete Wohnung mit allem, was man im Alltag braucht und möchten auch nichts geschenkt bekommen. Defekte Elektronik, Kleider mit Löchern, zerrissene Bücher, uralte Tupperware möchte auch kein Brockenhaus mehr sondern muss entsorgt oder weggeworfen werden. Überlegen Sie sich immer, ob Sie selber daran noch Freude hätten.
4. Damit verbinde ich eine schöne Erinnerung
Viele Menschen bringen aus den Ferien Andenken mit, die sie zuhause aufstellen. Man benutzt das eigentlich schon defekte Schmuckdöschen weiter, da es von der Grossmutter stammt.
An fast allen Gegenständen hängen Erinnerungen. Ich weiss zum Beispiel noch genau, dass ich die coolen Sneaker in Paris gekauft habe. Aber die Schuhe sind irgendwann durchgelaufen und das Modell vom Eiffelturm ist eigentlich nur noch ein Staubfänger.
Stellen Sie sich daher immer wieder die Frage, ob Sie etwas nur wegen der Erinnerung behalten oder ob Sie es wirklich regelmässig verwenden oder es Ihnen beim Betrachten uneingeschränkt Freude bereitet. Falls der Gegenstand nur noch unbeachtet herumsteht, defekt ist oder er Ihnen gar nicht mehr gefällt, lassen Sie ihn los.
Das Wichtigste ist sowieso: die schönsten Erinnerungen sind in Ihrem Kopf und in Ihrem Herzen, auch bei sehr alten Menschen, die vieles aus ihrem Leben vergessen, bleiben die schönen Erlebnisse bis zuletzt erhalten. Dazu braucht man keine physische Erinnerungshilfe!
5. Damit verbinde ich schlechte Gefühle
Sie haben etwas geerbt, besitzen etwas aus Ihrer Kindheit oder einer zerbrochenen Beziehung, das in Ihnen schlechte Gefühle auslöst. Mein einfacher Rat: weg damit! Wie auch Marie Kondo radikal rät, dass man nur Dinge behalten soll, die einen glücklich machen.
6. Das kann ich noch brauchen
Vielleicht, aber wann? Als Faustregel für die Entscheidungshilfe ist, ob Sie den Gegenstand ein Jahr lang nicht verwendet, in die Hand genommen oder getragen haben. So halten es übrigens auch viele Bibliotheken, da dann davon ausgegangen werden kann, dass der Inhalt veraltet oder nicht mehr interessant ist. Diese Zeitdauer dürfen Sie für sich natürlich anpassen, aber nach zwei Jahren Nichtbenutzung würde ich Ihnen das Loslassen sehr ans Herz legen.
7. Das kann man noch flicken
Vielleicht, aber wann, wo und wie? Können Sie den defekten Gegenstand selber flicken, machen Sie es sofort oder setzen Sie sich einen Termin. Wenn dieser verstrichen ist, versuchen es mit Hilfe in einem Repair-Kaffee oder geben Sie ihn einem Profi zur Reparatur. Oder Sie entscheiden sich fürs Loslassen und Entsorgen.
8. Ich besitze ja gar nicht so viel
Damit kann man sich den übermässigen Sammlertrieb schön reden. Und natürlich kann das für eine Person stimmen, aber dann sprechen wir nicht vom Leidensdruck, etwas daran ändern zu wollen sondern die Person fühlt sich in dieser Umgebung wohl.
Falls Sie sich das aber so sagen, spüren Sie vermutlich unbewusst, dass Sie eigentlich zu viel besitzen. Minimalisten sagen sogar, dass Dinge einen besitzen. Sie benötigen Platz, Pflege, Reinigung und Aufmerksamkeit.
Fazit
Sie sehen, es gibt viele Argumente gegen das Loslassen und Aussortieren. Erkennen Sie eines davon? Möchte Sie das Problem angehen?
Ich bin die Expertin für genau dieses Problem und helfe Ihnen gerne tatkräftig. Wie ein Ordnungscoaching abläuft und mit welchen Methoden man arbeiten kann, lesen Sie hier: Was ist eigentlich ein Ordnungscoaching?
Wenn Sie selber erfolgreich ausgemistet haben, lesen Sie meine 9 Tipps für richtiges Entsorgen, Verkaufen, Reparieren und mehr.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Überwinden Ihrer persönlichen Hürden beim Loslassen!
Ihre Karin Treichler